Der Absolventenverband hat die traurige Pflicht, vom Ableben unseres Ehrenobmannes HR DI Friedrich „Fritz“ Bauer am 23. September 2023 zu berichten.
Unser Kollege, langjähriger Bundes- und Landesobmann und schließlich Ehrenobmann, war eine prägende Persönlichkeit für den Verband. Bei seinem Begräbnis am 06. Oktober 2023 in der Pfarrkirche St. Veit hat sein Cousin Rudolf Treutler einen Nachruf verfasst, der hier adaptiert veröffentlicht wird.
Ein Nachruf, so sein Cousin: „wie du ihn dir vorgestellt hast und wie man es von den Nachrichtensprechern immer hört – und zwar in einfacher Sprache, klar, direkt und ohne Schnörkel. Beginnend mit deiner Kindheit, welche sehr einfach und karg war und von der du so gerne und oft erzählt hast und zu der du immer mit Stolz gestanden bist.“
Fritz Bauer wurde im März 1942 auf einem Bauernhof vlg. Schaffer in Tragöß am Grünen See geboren. Seine Mutter, Sophie Bauer wurde im Stall beim Melken von den Wehen überrascht. Die in der Kriegszeit zugeteilte polnische Zwangsarbeiterin – eine studierte Veterinärmedizinerin – erkannte die Situation und brachte die werdende Mutter ins Haus, wo kurz darauf ein strammer Bub zur Welt kam. Mit 6 Jahren kam er in die Volksschule und konnte den Griffel zum Schreiben auf der Tafel kaum halten – was für die Lehrerin nicht nachvollziehbar war – war doch sein Vater Sonderschuldirektor.
Wie damals üblich, musste er schon zu Volksschulzeiten am Bauernhof mitarbeiten. So war es an der Tagesordnung, Kühe auf der Weide zu beaufsichtigen, Pferde tränken und bei Heuarbeiten, Kartoffelklauben sowie bei der Getreideernte zu helfen. Im Sommer wurden die Rinder auf die auf ca. 1.500 m gelegene Pfaffingalm getrieben und die Ferkel wurden mit einer sogenannten „Spitzkraxn“ am Rücken hinauf transportiert.
Drei Buben aus Tragöß, darunter unser Fritz, hatten dann die Möglichkeit die Hauptschule in Bruck a.d. Mur zu besuchen. Sein Vater hätte gerne gesehen, dass aus ihm ein Lehrer wird, aber er wollte eher etwas in Richtung Land- und Forstwirtschaft lernen. So suchte er sich selbstständig einen Praxisplatz auf einem großen Bauernhof in Kapfenberg. Nach diesem Jahr besuchte er die damalige Landwirtschaftliche Mittelschule in Raumberg, an der er 1962 maturierte. Anschließend studierte er auf der Universität für Bodenkultur in Wien und ging in die Schweiz und nach Schweden, um bei diversen Beschäftigungen – die körperlich herausfordernd waren – Geld zu verdienen. Sein großes Ziel war es, „soviel zu verdienen, dass er sich jeden Tag zum Mittagessen ein Wienerschnitzel leisten kann“.
Am 1. Juni 1968 kam er zum Amt der Steiermärkischen Landesregierung. Mit seiner Ausbildung wurde er vom damaligen Chef sogleich mit Grundablösen für den Landesdesstraßenbau eingesetzt. Später wurde er als gerichtlich beeideten und zertifizierten Sachverständigen eingetragen und leitete die Fachabteilung 18A der Steiermärkischen Landesregierung.
Es gab nicht wenige die seinen Rat und sein Wissen schätzten und denen er immer bereitwillig Auskunft gab. In den ihm anvertrauten Führungspositionen genoss er das uneingeschränkte Vertrauen seiner Vorgesetzten und der politischen Verantwortungsträger.
Um nochmals auf die Schule in Raumberg zurückzukommen: Sie war für ihn „die Schule fürs Leben“. Deshalb war ihm der persönliche Kontakt mit den Schulkollegen und den Schülern auch weit über die Altersgruppen hinweg sehr wichtig. Von 1980 bis 1991 war er Obmann des Absolventenverbandes für die Steiermark. Zwischen 1986 und 1992 war er als Bundesobmann österreichweit für damals ca. 2.000 Mitglieder verantwortlich.
In seine Zeit als Funktionär fielen die großen Bundestreffen, unter anderem in Graz – Eggenberg 1986, die vielen Absolventen noch Jahrzehnte danach in schöner Erinnerung sind. Er wurde schließlich von der Generalversammlung zum Ehrenobmann gewählt und nahm in dieser Funktion an nahezu jedem Treffen teil und behielt so die Verbindung zu seinen Raumbergern aufrecht.
Viele Jahre war er auch ehrenamtlich für die Diözese Graz Seckau tätig. Im Jahr 1992 begann er seine Tätigkeit im Kontrollrat des Kirchlichen Vermögensfonds und übernahm den Vorsitz, den er bis 2022 inne hatte. Mit seinem umfassenden Wissen begleitete er die Entwicklung des Immobilienfonds. Durch seinen großen Einsatz wurden bleibende Werte für die Katholische Kirche in der Steiermark, deren Erträgnisse der Seelsorge zugute kommen, geschaffen. Dafür wurde ihm von unserem Hrn. Bischof der päpstliche Silvesterorden verliehen.
Fritz war auch im Sachverständigenverband für Steiermark und Kärnten lange Zeit im Präsidium und als Fachgruppenobmann für Land- und Forstwirtschaft sehr engagiert und wirkte maßgeblich an der Gründung der Liegenschafts-Bewertungs Akademie mit. Als Lehrbeauftragter trug er wesentlich zur Aus- und Fortbildung zahlreicher Sachverständiger bei. Seit seiner Pensionierung im Jahr 2003 hat er bis zu seinem Ableben ein selbständiges Sachverständigenbüro betrieben.
In seiner Freizeit waren vor allem die Themen Jagd, Wein und Wanderern eine Abwechslung zu seinem langjährigen Berufsleben. Dass er die Freizeit und den Beruf oft aber auch verknüpfte, war eine Eigenschaft von Fritz, die mit Freuden und Weggefährten viele wunderbare Begegnungen ermöglichte, aber auch entsprechend zeitintensiv war.
Unser Fritz hinterlässt eine Lücke in vielen Bereichen: sei es fachlich, kollegial aber vor allem menschlich. Viele unserer Absolventinnen und Absolventen blicken mit Dankbarkeit und Wehmut auf die gemeinsame Zeit zurück.
Der Verband bedankt sich für das jahrelange Engagement, die Teilnahme an den zahlreichen Veranstaltungen und an die Arbeit im Sinne unserer Gemeinschaft mit einem aufrechten „Vergelt‘s Gott!“ – wir werden die Erinnerung an Fritz Bauer aufrecht erhalten.